Vorwort

Bevor Sie meinen Erfahrungsbericht zur Reise und zum New York Marathon lesen, möchte ich noch kurz die Gliederung des Artikels erläutern: Ich habe den Bericht in mehrere Abschnitte unterteilt. Wenn Sie also zum Beispiel nur über den Lauf selbst lesen möchten, können Sie dies jederzeit tun, indem Sie links in der Auslistung der Abschnitte denjenigen anklicken, zu dem Sie direkt springen möchten.

Ganz unten auf dieser Seite freue ich mich über Kommentare, Hinweise, Tipps und Fragen.

Und nun viel Spaß beim Lesen :-)

Eine Läufergeschichte beginnt

Bis 2001 war jahrelang eigentlich das Wasser mein Fortbewegungsmedium gewesen und Leistungsschwimmen zählte zu meinen Hobbies. Mit meinem Umzug nach Hamburg und dem fast direkt an der Wohnung liegenden Stadtpark, fand ich die Motivation, im Mai 2004 dort mit dem Laufen zu beginnen. Durch die jahrelange sportliche Aktivität wurde mir der Trainingseinstieg zum Glück stark erleichtert. Daher hatte ich mir als Ziel einen im kommenden August stattfindenden Halbmarathon ausgesucht. Es war Frühling und so war ich fleißig und gut gelaunt am Trainieren. Mit der Zeit steigerten sich langsam die Distanzen und der Halbmarathon im August wurde schließlich ein voller Erfolg.

Danach jedoch begann die Motivation wieder etwas zu schwinden und gesundheitlich lief es auch nicht perfekt. Daher entschloß ich mich für eine Pause, aber bereits bald darauf packte mich wieder das Lauffieber. Einige Monate später lief ich dann erneut verschiedene Wettkampfläufe. Am Ende stand wieder die Halbmarathon Distanz an, die ich auch diesmal trotz weniger Training gut meistern konnte. Zu dieser Zeit kamen die ersten Gedanken, anschließend einen Schritt weiterzugehen und die Marathondistanz ins Auge zu fassen. Freunde von mir waren diese in Hamburg gelaufen und anfeuernd an der Strecke merkte ich, daß ich auch schon gerne dabei gewesen wäre. Das Ziel war schließlich klar: 2006 den Marathon in Hamburg laufen.
Aber mir war ebenso bewusst, daß der Marathon eine andere Herausforderung sein würde. Einige Monate Zeit und erneut hoch motiviert ging es in's Training. Der einsetzende Winter sollte ein überwindbares Hindernis sein. Im Oktober gab ich die Anmeldung pünktlich ab und das Training lief zu dieser Zeit sehr gut.

Dann kam der Augenblick, der das Event NYC-Marathon 2006 beginnen ließ. In der Laufgruppe kam eine mögliche Teilnahme am Marathon in New York zur Sprache. Eine spannende Planung begann und im Januar entschieden wir uns für die Anmeldung beim Reiseveranstalter! Wahnsinn, wir sollten nach New York!! Doch zunächst den ersten Marathon in Hamburg überstehen dachte ich mir.

Dann kam aber einiges anders als geplant. Nachdem ich im Januar neue Laufschuhe gekauft hatte, traten bald Probleme mit Füssen und Knien auf. Schließlich war das problemfreie Laufen kaum mehr möglich. Ein Besuch beim Arzt brachte zum Vorschein, daß für die neuen Schuhe Sporteinlagen notwendig würden. - Und noch eins: die Zusage für den langersehnten Studienplatz sollte mich bereits im März, einen Monat vor dem Marathon, in den tiefsten Süden Deutschlands ziehen. Ein Wochenendtrip in den Norden war somit aus diversen Gründen ziemlich ausgeschlossen. Ich musste also handeln und entschloss mich schweren Herzens meine erste Marathonteilnahme abzusagen.

Es dauerte ein paar Wochen, dann lief das Training wieder an. Neben den länger werdenden Trainingsläufen lief ich im Verlauf des Jahres auch einige Wettkampfläufe, inklusive Halbmarathon. Ich fühlte mich zu dieser Zeit schon immer besser vorbereitet und hatte glücklicherweise keine Probleme mehr mit den Füßen. Die Einlagen taten ihren Job. Irgendwann hieß es noch 2 Monate, dann noch 4 Wochen. Die zeit verging dann doch irgendwie wie im Flug. Und nach dem gemeinsamen Treffen mit dem Reiseveranstalter, 2 Wochen vor Abreise, wo die letzten Informationen ausgegeben wurden, war die ganze Gruppe plötzlich ziemlich aufgeregt. Es hatte uns gepackt und wir wollten endlich nach New York. 1 1/2 Wochen vor dem Marathon dann das letzte Lauftraining.

New York konnte kommen!

Die Hinreise

Während fast der gesamte Schwarzwald am 1. November 2006, ein Feiertag, sich nochmal im Bett herumdrehte, begann für mich die lange und weite Reise. Innerhalb einer Woche sollte es heißen: Schwarzwald - Hamburg - New York - Hamburg - Schwarzwald. Diesen Umweg mußte ich nehmen, da zum Zeitpunkt der Buchung der Reise noch nicht feststand, daß ich überhaupt studieren würde.

Es ging also per Bus und Bahn Richtung Hamburg. Dort hieß es nur Sachen umpacken und möglichst nochmal die Beine hochlegen. So ein Tag in der Bahn ist doch anstrengend. Eine Nacht noch in Deutschland, dann sollte es schon in die U.S.A. gehen. Würde ich schlafen können?

Um kurz nach 4 Uhr morgens klingelte der Wecker. Der Tag der Reise war gekommen. Auf ging es Richtung Flughafen, wo wir uns mit unserer 6-köpfigen Gruppe um kurz nach 6 Uhr trafen. Bereits beim Anstellen am Eincheck-Terminal fielen unsere Blicke Richtung Boden. In der dortigen Schlange ließen sich amüsanterweise schon einige Laufschuhe inklusive Laufchip entdecken. Da wollten wohl noch andere Läufer nach New York ;-) Ein Lächeln bestätigte unseren Verdacht. Unsere Gegenüber dachten das Gleiche. ;-)

Als erste Überraschung wurden dann erstmals die selbstentworfenen Laufshirts enthüllt, die erst 2 Tage vor der Reise bei der Druckerei abgeholt worden waren. Und sie wurden am Flughafen gleich der Blickfang und mussten für das erste Gruppenfoto der Reise herhalten. Nachdem das Einchecken problemlos über die Bühne gegangen war, mussten wir auch gar nicht mehr lange warten, bis es endlich ins Flugzeug ging. Der Flug mit fast 9 Stunden war lang und in Kombination mit der Bahnreise des Vortages schon ziemlich anstrengend. Kurz vor der Landung die ersten Blicke auf New York City. In wenigen Tagen sollten wir hier mit fast 40.000 anderen Läufern durch die Straßen laufen.

Wenn man in die U.S.A. einreist, sollte man sich dessen bewusst sein, daß man nicht nur eine Weile mit Ausfüllen diverser Formulare beschäftigt ist, sondern auch durch die Sicherheitskontrolle mit Fingerabdruck, Foto u.s.w. muß. Alles ging zum Glück auch ohne Verzögerung und so wurden wir freudig von der Reiseleitung am Flughafenausgang empfangen.

New York City

Mit dem Bus ging es bei strahlendem Sonnenschein zunächst Richtung Hotel. Auf dem Weg wurden alle Mitreisenden an unterschiedlichen Hotels abgesetzt. Erstmals quer durch New York. Schon beeindruckend. Aus Hamburg oder einer anderen deutschen Großstadt ist man nunmal keine derart hohen Gebäude und riesigen Brücken gewohnt. Nach ca. 45 Minuten Fahrt waren wir am Ziel angekommen: One U.N. Plaza, unser Hotel direkt gegenüber dem UN-Gebäude. Der erste kleine Schock sollte nicht lange auf sich warten lassen. Mit dem digitalen Camcorder am Filmen der Ankunft bemerkte ich nicht, wie mir scheinbar meine digitale Fotokamera aus dem Rucksack fiel. Als ich dies im Hotel bemerkte, war der Bus leider schon wieder abgefahren. Ich muß jedoch sagen, daß ich froh war, daß nicht der Reisepass oder andere wichtige Dokumente betroffen waren. Ich sollte die Kamera auch wiederbekommen. Dazu später mehr.

Im Hotel wurde dann erstmal nur kurz eingecheckt, denn bereits vorher hatten wir uns entschieden, bereits am gleichen Tag unsere Startunterlagen bei der Laufmesse abzuholen. Wir hatten zwar erst Donnerstag, uns war jedoch bewusst, daß wir an den Tagen Freitag und Samstag mit noch mehr Andrang auf der Messe rechnen hätten müssen. Die Entscheidung zahlte sich aus, auch wenn der Fußmarsch zur Messe sich auch nicht als gerade kurz herausstellte. Auf der Messe erhielten wir im Tausch mit der sogenannten Registrierungskarte (auf die man übrigens ziemlich aufpassen muß, denn ohne die gibt es keine Startnummer!) unsere Startunterlagen. Dazu gab es den Bekleidungsbeutel (für den Lauftag) mit lauter Informationen, Gutscheinen etc. sowie T-Shirt und Startnummer für den Freundschaftslauf am Samstag. Noch ein wenig zwischen den Laufsachen auf der Messe gestöbert und dann ging es über ein Kurztrip in ein Restaurant auch wieder Richtung Hotel, wo wir nur noch müde in unsere Betten fielen.

Die nächsten zwei Tage konnten wir nun ganz dem geplanten Sightseeing widmen. Und das hieß schon vor dem großen Sonntag: Laufen Laufen Laufen. Denn New York ist riesig und wenn man das wenig komplizierte System mit den Avenues und Streets erst einmal verstanden hat, kann man auch gute Kilometer durch die Straßen New Yorks rennen. So ging es also durch Broadway, Time Square, die Wall Street, zu Ground Zero, auf einen Besuch im riesigen Apple Store, zum Ausblick über Manhattan auf's Rockefeller Center und zu Pier 17 mit Blick auf die Brooklyn Bridge. New York bietet offensichtlich zu viele Möglichkeiten, alles zu sehen. Daher war der zuvor gemachte Plan sehr sinnvoll. Es ist also immer empfehlenswert, den Reiseführer zu wälzen.

So gab es trotzdem viel zu sehen und jede Menge Eindrücke von New York aufzunehmen. Das schnelle, irgendwie hektische Leben dort, Menschen aller Nationen, die durch die Stadt laufen, Polizisten am Straßenrand und die nicht nur durch ihr Massenaufkommen auffallenden Taxis. Es wird gehupt, jede Menge, eigentlich durchgehend. Fließt der Verkehr gerade mal, steht er auch schon wieder. New York sei nicht typisch Amerika lasse ich mir sagen und auch das in dieser Jahreszeit angeblich riesige Touristenaufkommen verstärkt diese Ansicht. Es ist einfach viel los in den Tagen um den Marathon. In der Reisebroschüre lese ich, daß jeder New Yorker in diesen Tagen nervös ist und am Lauftag unbedingt an der Strecke dabei sein will. Was würde uns wohl erwarten?
Die Spannung stieg weiter...

Freundschaftslauf & Pasta-Party

Samstag. Aufstehen erneut in aller Frühe. Denn es hieß schon um 8 Uhr beim Freundschaftslauf (auch Friendship-Run oder Nationenlauf) am Start zu stehen. Bereits 20.000 Läuferinnen und Läufer sollten am ca. 6 Kilometer langen Lauf vom UN-Gebäude bis zum Central Park dabei sein.
Eisiger Wind wehte bei etwa 2 Grad Celsius durch die Straßen von New York als wir uns auf den Weg zum Start machten. Aufgrund der Lage unseres Hotels war es zum Glück ein kurzer Weg: nur einmal über die Straße. Eine weitere erfreulich Nachricht am Morgen war das Wiederauftauchen meiner verlorengegangenen Fotokamera, die über das Busunternehmen wiedergefunden werden konnte. :-) Noch besser gelaunt ging es nun zum Lauf.

Zunächst gab es eine Begrüßung durch die Veranstalter zu dem offiziellen Warmlaufen. Alle Nationen wurde dabei aufgefordert, sich nacheinander lautstark zu präsentieren, was uns Deutschen ziemlich gut gelang. Alle dachten bestimmt kurz, mit Deutschlandschal, Mütze oder Trikot ausgestattet, an die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land zurück. Die Stimmung war schon jetzt großartig.

Dann ging es endlich los. Mit immer schneller werdenden Schritten ging es Richtung Straße, die aufgrund zum Teil massiver Schäden mit Vorsicht zu geniessen war. Und dann liefen wir, mit 20.000 anderen Begeisterten durch die Straßen von New York. Was für ein Gefühl! Die Kamera im Anschlag wurde gleich drauflos gefilmt. Möglichst viele von diesen tollen Momenten festhalten. Links von mir 2 Engländer, denen ich viel Spaß und einen guten Lauf wünsche. Es war einfach beeindruckend. Man geht einfach auf die Leute zu, trifft sämtliche Nationen. Mein Mitläufer schenkte einem vorbeilaufenden Japaner einen kleinen Anstecker in Form einer Deutschlandfahne. In diesem Moment merkt man einfach ganz klar, warum das ganze Nationenlauf genannt wird. Und dann waren wir auch schon am Ziel: Central Park. Es ging schneller als gedacht. Aber alles einfach toll!
Wie würde es wohl erst am kommenden Lauftag werden, an dem die doppelte Anzahl an Läuferinnen und Läufern unterwegs sein würde?

Mit unserer Frühstückstüte, die wir alle in die Hand bekamen gedrückt bekamen, begaben wir uns zu den Tribünen im Zielbereich. Die Sonne tauchte auf und wir genossen einfach die Minuten. Anschließend ging es heim Richtung Hotel. Und wieder trat ein Fall ein, von dem wir vorher gehört, aber erst in diesem Moment wieder dachten: sämtliche Leute grüssten uns und wünschten für den Marathon viel Erfolg. Einfach so! Erkennbar waren wir ja an unserer Laufkleidung. Aber gerechnet hatte mit soetwas eigentlich keiner. So ging es gut gelaunt zum zweiten Tag Sight-Seeing.

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, noch ein bißchen zu sehen und dann nachmittags die Beine im Hotel hochzulegen. Einfach nochmal entspannen, auflockern und sich ideal vorbereitet fühlen. Wie ich aber schon vorher erwähnt habe, blieb es nicht aus, einige Kilometer quer durch New York City hinter sich zu lassen, um einige Punkte zu erreichen. Auch wenn wir diesmal vermehrt die, recht kostengünstige, U-Bahn für längere Wege beanspruchten, war der Gang durch die Wall Street logischerweise nur zu Fuß zurückzulegen. Es wurde Nachmittag als wir uns auf den Weg zum Hotel machten. Shopping war einfach nicht mehr drin, die Stimmung dafür auch nicht unbedingt vorhanden. Denn man wollte nur noch ins Hotel. Dort nur eine Stunde aufgehalten, ging es auch schon wieder weiter zu legendären Pasta-Party.

Die Pasta-Party stellte am Abend vor dem Lauf ein gar nicht so kleines Event dar. In einem riesigen Zelt am Central Park gab es Pasta und Salate in sämtlichen Variationen, um nicht nur nochmal den Kohlehydratspeicher aufzufüllen, sondern auch um Spaß zu haben und abzuschalten. Aufgrund der vorangegangenen Tag mit Reise und Tour durch New York war ich schon etwas geschafft gebe ich zu. Und diese Party war trotzdem genau das Richtige! Am Ende gab es sogar noch diverse Pasta-Artikel zum mitnehmen. Vollbepackt, müde, aber satt und in Freude auf den Lauf am nächsten Tag fuhren wir anschließend mit der U-Bahn wieder zum Hotel. Leider verzögerte sich die Reise aufgrund selten fahrender Züge noch, wodurch wir erst um 23 Uhr am Hotel ankamen und geschafft auf unsere Bett fielen. Natürlich dachten wir an den Lauf am nächsten Tag und wussten, daß wir mehr Schritte durch New York zurückgelegt hatten, als wir es eigentlich geplant hatten. Aber es würde schon irgendwie gehen. Mit Gedanken an den bevorstehende Tag fielen die Augen zu.
In gut 5 Stunden sollte der Wecker klingeln...

Der große Tag

5. November 2006 - 04:45 - Der Wecker...

Er war da, der große Tag! Ein Jahr hatten wir diese Reise geplant und uns auf den Tag des Marathon vorbereitet. Und nun war er endlich da! Ab aus den Betten. Und, erstaunlich: kaum etwas zu merken von den schweren Beinen des Vortages. Es ging uns blendend :) Ab in die Laufsachen und zunächst in die Lobby des Hotels. Dort hatte der Reiseveranstalter ein Frühstück organisiert. Wie eigentlich immer vor Wettkämpfen bekam ich nicht viel Essen herunter, packte mir aber Bananen und Co in den Kleiderbeutel. Bis zum Start waren es noch einige Stunden.
Und da stand auch schon der Bus vor der Tür, der uns bis zur Verrazano Bridge, dem Marathon-Startpunkt, bringen sollte. Die Sonne ging während der 30minütigen Fahrt erst auf. An der Brücke angekommen, suchten wir uns zunächst einen Platz auf einer der großen Wiesen. Es hieß jetzt, warm anziehen und Geduld bewahren. Denn in erst gut 3 Stunden würde der der Marathonlauf beginnen... nur noch so wenige Stunden. Jetzt schon mit jeder Minute immer aufregender. Unsere Familien deckten wahrscheinlich im gleichen Moment in Deutschland schon den Tisch für den Nachmittagskaffee vor dem Fernseher.

Die Wartezeit wurde überbrückt mit Spielen, Unterhalten und einem zweiten vor Ort gestellten Frühstück aus Donuts, Kaffee, Tee und mehr. Ja, es gab tatsächlich Donuts! Schade nur, daß es keine Bananen oder Äpfel gab. Aber die hatten wir zum Glück ja aus dem Hotel mitgebracht. Also auf jeden Fall empfehlenswert sich gut auszustatten! Und überall trifft man auf gut gelaunte Mitstreiter. Am Teestand beispielsweise durfte ich zwei Mädchen, deren Herkunft ich leider vergaß zu erfragen, die Melodie der deutschen Nationalhymne vorsummen. Die Reaktion neben mir: "Ja, gar nicht mal schlecht!" sagte eine Frau zu mir. Ich lächelte zurück und erwiderte: "Ah, da sind also die anderen Deutschen!" So kamen wir in ein kurzes Gespräch. Und solche Begegnungen sollte es auch später beim Lauf noch geben.
So rannte die Zeit davon und etwa 45 Minuten vor Start brachten wir unsere Kleiderbeutel zu den festgelegten Kleiderwagen. Dies ging erstaunlich problemlos ohne Warten. Unsere mitbrachten alten Kleidungsstücke, die uns Wärme für die letze Wartezeit geben sollten, hatten wir bereits angezogen. Man sieht schon komisch aus, aber das ist dort vollkommen egal, denn viele haben ihre favorisierten entsorgungsbereiten Kleidungsstücke übergezogen. Später werden diese Sachen von offizieller Seite eingesammelt und zu wohltätigen Zwecken verwendet. - Dann nochmal an die Schlange der Dixie-Toiletten, die meist eine Länge von 50 bis 100 Metern hatten. Und plötzlich war es schon 10 Uhr! "Bitte begeben Sie sich zum Start." schallte aus den Lautsprechern. Jetzt aber schnell! Den mitgebrachten alten Trainingsanzug wieder ausziehen und weg damit. Im lockeren Laufschritt 100 Meter bis zur riesigen Schlange. Nur noch wenige Minuten...

Der Lauf

Das Kapitel über den Lauf habe ich absichtlich in der Gegenwart geschrieben, um eine bessere Beschreibung der Geschehnisse zu geben.

Ein lauter Knall! Der Startschuss ist gefallen. Die Masse jubelt während amerikanische Kampfflieger über unseren Köpfen ihre Formation drehen. Wahnsinn!! Es geht endlich los! Es kribbelt. Auf der (Luftlinie) etwa 100 Meter entfernten Brücke sehen wir die Profis loslaufen. Unsere Menge bewegt sich langsam vorwärts. Vorsicht: weitere unglaubliche Straßenschäden. Bloß aufpassen wo man jetzt hintritt. Bis zur Startlinie brauchen wir noch etwa 10 Minuten! Und dann geht es im Laufschritt weiter. Wir sind auf der Verrazano Bridge, Musik tönt aus Lautsprechern, wo auch immer diese stehen. Es sind einfach so viele Leute um uns herum. Wir sind dabei! Wir lächeln uns an und blicken herum, um möglichst viel aufzunehmen. Jetzt läuft die Videokamera richtig warm. Das muß man einfach filmen. Glücklicherweise laufen wir oberhalb der zweistöckigen Brücke, wo sich ein fantastischer Blick auf die riesige Stadt New York eröffnet. Ich bleibe kurz an der Seite stehen, um zu filmen. Was ist das? Die ganze Brücke bewegt sich auf uns ab. Stimmt, da hatte mal jemand was erwähnt. Was für ein Gefühl! Das Schild "1 Meile" taucht auf. Wir sind jetzt schon fast über die Brücke. Die liegengelassenen Kleidungsstücke häufen sich auch hier.

Wir sehen Sie schon jetzt: die Zuschauer am Ende der Brücke. Jubelnd, schreiend! Es ist unbeschreiblich. Hatten wir mit so etwas gerechnet?!

Start des NYC MarathonDer MarathonlaufDer Marathonlauf

Inzwischen hat sich unsere 6er-Gruppe geteilt. Wir laufen noch zu dritt zusammen. Der Weg führt uns jetzt Richtung Brooklyn. Wir laufen absichtlich an der freien Seiten. Die Zuschauer rufen! Und was sie rufen: sie rufen tatsächlich unsere Namen!! Es ist das Wahnsinn!?! "Go on germany" - "Christoph, you're looking great". Es läuft mir beinahe kalt über den Rücken, so überwältigt bin ich von der Menge, den Zuschauern, diesem Event! Auf einem Balkon auf der linken Seite steht ein junger Mann und schlägt im Rhythmus auf eine Glocke. Alle schauen hoch und klatschen zu den Schlägen des Mannes. Die Stimmung schwappt auf alle über. Ich halte meine linke Hand heraus. Die an der Seite stehenden schlagen ab. "Christoph, come on...". Wieder die Rufe! Inzwischen haben wir bestimmt schon 4 Meilen hinter uns, aber keiner guckt jetzt auf Zeiten oder Schilder. Ein Feuerwehrkran mit Feuerwehrleuten. Ich winke hoch, sie rufen zurück.

Und jetzt kommt die Sonne richtig heraus und wärmt. Ein Glück haben wir uns für die kurze Laufkleidung entschieden. Vor uns taucht ein weiterer Kran auf, diesmal offizielle Fotos von Brightroom Event Photography. Alle Läufer winken, schreien. Ist das dort eine Kamera? Fernsehen? Alle wollen drauf! Gedanken an die Familie zuhause. An alle, die Glück gewünscht hatten und vor dem Fernseher die Daumen drücken würden. - Und es geht weiter, unter einer mittelgroßen Autobrücke hindurch. Hier herrscht eine wahnsinnige Akustik. Alle rufen, jubeln, freuen sich daß sie in diesem Moment hier laufen. Wir treffen auf Verkleidete, die aus der Masse herausstechen. Und was ist das? Plötzlich taucht auf der linken Seite eine Live-Band auf, die schon von weitem zu hören ist. Unglaublich! Toll! Inzwischen auch die erste Getränkestände bei jeder Meile. Leider keine Ausgabe von Verpflegung. Aber noch denkt daran keiner. "Go Christoph!" Wir müssten schon in Brooklyn sein.

In den Straßen herrscht auf einmal eine wahnsinnige Lautstärke. Die Zuschauer an den beiden Seiten dicht an dicht geben alles! Die Kamera nimmt diese Momente natürlich auf. Was ein Glück, daß ich sie dabei habe. Wieder Hand heraus. Zusätzlich rufe ich zu und versuche eine kleine Laola zu erzeugen. Die Zuschauer sind dabei! "Hey Germany!" Rufe der Zuschauer jetzt fast im Sekundentakt. "Allright Christoph" Das Spiel mit dem Publikum bringt einfach nur Spaß. Ich rufe "Wahnsinn" in die Kamera. Es ist inzwischen eine permanente, unglaubliche Stimmung! Vor mir ein Läufer mit der Rückenaufschrift "You're faster than you think you are". So ist es! Aber Schnelligkeit zählt für mich in diesem Moment nicht!

Die nächste Band steht an der Seite. Auch wenn es nur kurze Momente sind, in denen wir sie hören. Es gibt einen unglaublichen Schub. Und wenige Meter später pulsierende Musik vom Band. Die Meilen vergehen dadurch wie im Flug. "Deutschland" ruft ein Mann von der Seite. Aha, da sind also die Deutschen an der Strecke. Meine Kamera scheint die Leute noch mehr zu beflügeln. Kreischende Mädchen und lautstarke Rasseln im Moment des Vorbeilaufens. Und wieder klatschen die meisten meine heraushaltende Hand ab. Und dann das nächste Schild: Meile 12. Fast die Hälfte ist bereits geschafft.

Es geht mir ein Glück noch blendend. Kurz darauf auch das Schild mit der Aufschrift "20K" für Kilometer. Ich treffe auf einen Deutschen, er ist ebenfalls guten Mutes. Und dann erreichen wir die zweite von insgesamt 5 Brücken. 13 Meilen und die Hälfte ist geschafft. Ich laufe an einem Nashorn vorbei. Ja! Die Aufschrift "save the rhinos" trägt er auf dem Rücken. Die Steigung merkt man aber schon. Zeit stehen zu bleiben, Fotos zu machen und weiter zu filmen. Am Ende der Brücke schallt es sogar aus Lautsprechern "Germany!" Ein Sprecher steht an der Seite und kommentiert die Vorbeilaufenden. Und dann erreichen wir auch schon bald die nächste Brücke, die Queensboro Bridge.

Es geht also nach Queens. Man sieht die ersten Leute gehen. Auch ich merke beim Lauf auf der Brücke aus Stahlträgern wie meine Beine schwerer werden, das Tempo wird langsamer. Hier stehen wenige Zuschauer an der Seite, da wenig Platz ist. Die Steigung scheint nicht zu enden. Kurzes Stehenbleiben, um zu filmen bringt nur mässige Entlastung. War das Anfangstempo doch zu hoch? Eigentlich war ich doch lockerer als im Training unterwegs. Aber es war vorher gesagt worden: die Strecke durch New York wird keine leichte.
Ich schiebe die Gedanken beiseite, denn das Ende der Brücke naht und es eröffnet sich der Blick auf riesige Menschenmassen, die schreiend in der dortigen Haarnadelkurve stehen. Wir sind bei Meile 16 verraten die Schilder. Hier wollte doch unsere Begleiterin an der Strecke stehen. Noch sind wir zu dritt, halten Ausschau. Niemand ist zu sehen. Was würde ich jetzt für eine Banane geben. Die mitgenommenen Energie-Marshmallows für alle zehn Kilometer bringen zwar Energie, aber mein Körper verlangt mehr. Die Brücke war hart! Ich entscheide mich zu Handeln und will meine zwei Mitläufer ihr Tempo laufen lassen. Ich drücke die Gedanken wieder weg und beginne erneut, mit dem wahnsinnig lauten Publikum zu kommunizieren. Mein Arm bewegt sich auf und ab. "Make some noise!" rufe ich. Und sie antworten, sie geben mir Energie! Ein Glück! "Go on Christoph!".
Wir kommen zur First Avenue. Ein unglaublicher Blick. Vor uns eine scheinbar endlos lange Strasse, die im Verlauf 3 Meilen oder mehr geradeaus gehen wird. Meile 17 ist erreicht. Ich merke Krämpfe im rechten Oberschenkel. Darf das denn wahr sein?!

Aber dann die Erlösung: Meile 17! Stimmt, da war doch was: unser Reiseveranstalter. ich erblicke das Schild "Karstadt-Reisen". Noch sind wir zu dritt. "Ihr seid die Rettung!" Wir werden mit Bananen versorgt. Habe ich schonmal so erleichtert eine Banane verspeist? Zeit für ein Foto ist allemal! Ich bin einfach nur glücklich, trotz der schweren Beine. Ich nehme noch eine Banane mit, danke nochmals und laufe weiter. Noch sind die Krämpfe da. Meine Mitläufer sind inzwischen schon weiter und ich bin auf mich allein gestellt. Aber Moment, was heißt hier alleine!? Um mich herum hunderte andere, die zum Teil wie ich kämpfen. Dabei haben wir doch erst knapp über 27 Kilometer hinter uns. Aber die Bananen zeigen schnell Wirkung. Und auch die Zuschauer an der Seite sind ja noch da. Ich halte die Kamera drauf: "Make some noise!" fordere ich erneut und werde auch hier nicht enttäuscht. Sie pushen mich und geben mir Kraft. Vom Schweinehund, von einigen liebevoll "Schweini" genannt, hatte ich gehört, aber ich ließ ihn nicht auf meine Schulter. Weiter geht's! Schwämme werden verteilt und die Abkühlung tut gut! Die Helfer nehmen sich sogar noch die Zeit einzelne Läufer verbal zu motivieren. Danke! Und ich finde tatsächlich schnell mein eigenes Tempo wieder was mit jederm Kilometer wieder leicht zunimmt. Dabei ist die Zeit vollkommen egal! Aber vom Gefühl her läuft es sich jetzt toll. Ich beginne wieder das Publikum zu animieren und das Schild 30 Kilometer taucht vor mir auf! ich fühle mich besser und besser! Den kurzzeitigen Einbruch weggesteckt! Aber die berüchtigten 35 Kilometer sollen erst noch folgen. Die First Avenue geht zuende. Nach einer Kurve vor mir die nächste, es müßte die Pulaski Bridge sein. Zum Glück ist diese Überquerung nicht mit der vorherigen zu vergleichen. "Looking good fellas" feuert ein Mann alle Läufer an. Am Ende der Brücke dann Töne von "LaBamba", kurz darauf Samba Sounds, die Stimmung Richtung Höhepunkt! Aber ist sie da nicht eigentlich die ganze Zeit schon, ganz oben?!!

Begegnungen beim Marathonlauf

20 Meilen. Noch 6 Meilen, also knapp 10 Kilometer liegen noch vor mir. Vor mir läuft ein Mann, er trägt eine schwarze Justiz-Robe. Sein Name Lou Montes, das steht zumindest auf seiner Brust. Auf dem Rücken der Hinweis, daß es sein 42. Marathon ist. Nach einer Weile laufe ich vor, spreche ihn an. Erzähle, daß es mein erster Marathon ist. Er freut sich, macht ein Foto mit mir und wir wünschen einander weiterhin viel Erfolg. Wir kommen nun in die Bronx. Gleich auf den ersten Metern ein Plakat mit der Aufschrift "Hier ist die Bronx". Ein Rapper steht an der Straße und performt live an der Strecke. Dann ein Moment des Erstaunens! Wie wohl alle anderen laufe ich mit offenem Mund an einem Mann vorbei, der mit Beinprothesen und Krücken die Strecke meistert. Einfach unglaublich, beeindruckend. Wir applaudieren ihm! "You're great, unbelievable" rufen einige. Wir biegen nun in die Kurve Richtung Manhattan, dem letzten zu durchlaufenden Stadtteil. An der Straßenseite stehen die Zuschauer wieder dichter gedrängt vor Hoteleingängen, wie es auf den ersten Blick ausschaut.
Es geht jetzt ab zur "Endorphinparty" im Central Park

Von den Schmerzen 10 Kilometer zuvor ist nichts mehr zu spüren! Ich bleibe jetzt nur hin und wieder stehen, um den Kindern an der Seite abzuklatschen. Eine Frau mit Baby auf dem Arm. Auch hier halte ich an, halte meine Kamera und sage "Give me five little girl" Ich klatsche leicht ihre Hand und ihre Eltern lächeln mir zu, wünschen weiterhin viel Erfolg. Es sind jetzt diese Momente die mir mehr und mehr Energie geben. Und dann erreiche ich den Rand des Central Park. Die Endorphine feiern Party! In diesem Moment versuche ich mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal so beflügelt, voller Freude war. Mir fällt kein Moment ein. Und ich merke, daß es diesen Moment vielleicht in ähnlicher, aber nicht in diesem Dauerzustand gegeben hat. Meine Kamera hält nun soviel fest wie es geht. Und klar, die "Christoph", "Germany", "Deutschland" und auch "Hamburg" Rufe sind weiterhin mit von der Partie. Es häufen sich auch die Deutschen an der Strecke. Jeden Moment geniessen, es wird wahr! Aber nein, es ist schon die ganze Zeit Wahrheit!

Eine Gruppe Franzosen taucht auf und singt "Vive la France". Aber meiner Aufforderung "Make some noise for Germany!" kommen sie ebenfalls nach. Die Meilen-Schilder fliegen, so scheint es in der Euphorie zumindest, nur so an mir vorbei. Ich treffe nochmals unsere Streckenbegleiterin und auch die Karstadt/Gruppe. Ich bin jedoch so aufgeladen, daß ich nur für ein kurzes Foto stehenbleibe. Verschwunden sind die Gedanken über schwere Beine und das Verlangen nach Bananen. Es zählt nur noch der Moment. Dann kommt sie, die letzte Kurve, in der eine große Leinwand steht, die Livebilder überträgt. Hier waren wir einen Tag zuvor auf fast leeren Straßen spazieren gewesen. Jetzt ist die Hölle los, obwohl die Kameras hier leider schon abgebaut sind. Aber das fällt in diesem Moment gar nicht auf. Ich lenke meinen Blick in die relativ große Kurve. Polizisten stehen dort. Alle Läufer laufen im inneren der Kurve. Ich entscheide mich bewusst außen zu laufen. Die Zuschauer danken mir diesen Umweg mit tosendem Applaus. Wow! Diese Momente sind fantastisch! Ich klatsche wieder ab, Kinder, Erwachsene, alle geben mir "High Five".

Das Schild "1 Meile" hinter mir gelassen, sehe ich im Augenwinkel die Ankündigung "noch 400 Meter". Es überkommt mich ein schwer zu beschreibendes Gefühl. Jeder der diesen Lauf in New York gemacht hat, wird wie mir viele bestätigen, diese Meinung teilen können. Ich denke: "Wie, es ist gleich vorbei?!" Es geht so schnell und mir wird bewusst, daß es die letzten Meter eines ein Jahr geplantes Laufes sind. Die letzten Meter meines ersten Marathon, den ich jetzt definitiv schaffen werde. Ich würde eigentlich lieber länger laufen. Verrückt! Es heißt jetzt einatmen und die ganze Atmosphäre, alle Emotionen noch einmal aufnehmen. Ich will diesen Moment am liebsten einfrieren. Gänsehaut pur! - Noch 200 Meter. An den Seiten tauchen die gefüllten Tribünen auf. Die Leute rufen, klatschen. Aber geht das nicht noch lauter? Meine Chance nochmals für noch mehr Stimmung zu sorgen. 100 Meter vor dem Ziel bleibe ich vor den Tribünen stehen. Ich halte meine Kamera in die Menge und rufe den Zuschauern lautstark zu. Sie sehen mich und sie flippen aus. Für die Leute, für die Kamera, für diese fantastische Stimmung! Es ist gigantisch! Die Kamera läuft jetzt, auch wenn das Band in wenigen Sekunden dem Ende zugeht. Aber es wird reichen. Ich geniesse einfach den Moment der Schritte, die mich nach 4 Stunden und 52 Minuten über die Ziellinie führen.


Ich habe es tatsächlich geschafft...

Im Ziel

"Geschafft, geschafft, geschafft!" rufe ich in meine Kamera. Die Stimmung hat den Höhepunkt bereits überschritten. Meine körpereigenen Drogen, die Endorphine, sorgen für den emotionales Höhepunkt. Mir kommen tatsächlich Tränen in die Augen, so überwältigt bin ich von der ganzen Situation. Mein Wunsch, den Marathon zu schaffen und dabei die Atmosphäre einfach aufzunehmen und zu geniessen hat sich mehr als erfüllt! Ohne Schmerzen, dafür getrieben von Emotion und Adrenalin die Ziellinie zu überqueren ist ein Traum.

Der Traum New York Marathon ist wahr geworden!

Zieleinlauf

Ein Helfer hängt mir die Finisher Medaille um. Stolz begebe ich mich langsam zum Fotostand, wo Fotos alles Läufer aufgenommen werden. Dort bekomme ich trotz 42 Kilometern noch ein schönes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Anschließend geht es mit der Masse weiter. Mein Ziel: der ausgemachte Treffpunkt mit meiner Gruppe.
Auf dem Weg lächelt man sich gegenseitig an. Ich sehe vielen diese Begeisterung an. Und noch immer habe ich feuchte Augen. Das Glücksgefühl bleibt bestehen. Jetzt fehlt noch das Musikstück aus den Lautsprechern, um für einen perfekten Erinnerungsmoment zu sorgen. Aber auch ohne dieses halte ich diesen Moment in Gedanken fest, wie den ganzen Lauf. Jeder hat inzwischen, aufgrund der schlagartig sinkenden Körpertemperatur, eine wärmehaltende Folie zum Umhängen bekommen. So bewegt sich die Masse, wenn auch langsam, Richtung Kleiderwagen, wo die Kleiderbeutel abgeholt werden können. Nach den ersten Wagen verringert sich die Masse und es geht schneller voran. Das Abholen des Laufbeutels geht glücklicherweise genauso schnell wie die Abgabe. Die Organisation war meinem Eindruck nach also echt in Ordnung.

Nun ging es jedoch daran, beim großflächigen Treffpunkt die eigenen Leute zu finden. Wenigstens zu zweit fanden wir uns dort, entschieden uns jedoch nach einiger Zeit Warten für den Heimweg zum Hotel. Dieser hätte sich auch als einfacher gestaltet, hätte ich nicht die 2 Dollar für die U-Bahn vergessen. So machten wir uns also auf den Fußweg. Aber nach 42 Kilometern schafften wir auch das noch und kamen glücklich ins Hotel. Es war bereits 17:30 und um 19 Uhr mußten wir schon bei der gebuchten Dinner Cruise, der Party auf einem Schiff, sein. Also hieß es sich beeilen. Aber wir waren alle nur glücklich, bei diesem Lauf dabeigewesen zu sein, daß wir auch diesen Streß noch Kauf nahmen. Um 18:45 erwischten wir ein Taxi Richtung Pier 83.

Der Abend danach

Das Tanzbein sollten wir diesen Abend nicht mehr schwingen, aber Feiern war fest geplant. Mit den Medaillen um den Hals stiegen wir also, am Abfahrtspier angekommen, aus unserem Taxi. Doch die Ernüchterung folgte sofort. Das Schiff war überbucht worden und 50 verärgerte Leute kamen uns bereits entgegen. Eigentlich waren wir auch zu erledigt, um noch auf die Suche nach einer Alternative zu suchen, uns blieb leider aber nichts anderes über. So zog sich die Suche noch eine Weile hin und wir landeten schließlich bei "Bubba Gump Shrimp".

Dies stellte sich dann aber auch als perfekte Lösung für den Abend heraus. Und auch dort wurden wir, erkennbar an unseren Medaillien, die wir stolz präsentierten, über unsere Leistung beglückwünscht. So genossen wir einen tollen Abend, teilten die gleich empfundenen Emotionen und waren auch ein bißchen stolz auf uns selbst. Nach dem verdienten ausgiebigen Essen war der Abend schon vorangeschritten und der lange Tag machte sich bemerkbar.
Immer noch emotionsgeladen, aber ziemlich müde, kehrten wir schließlich in unser Hotel zurück, wo es nur wenige Minuten brauchte, bis uns nach einem erneuten Rückblick auf den ganzen Tag, die Augen zufielen. Wir hatten einen wahnsinnigen und immer in der Erinnerung verbleibenden Tag erlebt. So möchte man immer einschlafen!

Tschüß New York

Am Montag Morgen waren wir schon ziemlich erledigt, das kann man so sagen. Aber es überwogen einfach die Erinnerungen an den Tag davor. Uns blieben noch ein paar Stunden, bis wir mit dem Bus zum Flughafen gebracht werden sollten. Diese wollten wir nutzen, um nochmals in die Stadt New York einzutauchen und letzte Besorgungen zu machen. Erstmal sorgte jedoch am frühen Morgen ein heißes Bad für Entspannung. Die Beine merkte man, aber das Bad tat seine Wirkung. Danach ging es dann erstmal zu einem ausgiebigen Frühstück, wo wir auch gleich der Kellnerin alle Fragen zum Erlebnis Marathon beantworten mussten. Anschließend packten wir im Hotel unsere Sachen zusammen, checkten vorsorglich rechtzeitig aus und schlenderten noch ein wenig durch die City. Diesmal vermochten wir uns jedoch nicht von der morgentlichen Hektik von Stadt und Verkehr beeinflussen zu lassen. Entspannt gab es stattdessen noch einen Café Latte bei Dunkin' Donuts, dessen Franchise Unternehmen inzwischen auch schon in Deutschland ansässig ist.

Pünktlich trafen wir wieder im Hotel ein. Es blieb noch Zeit, um sich die aktuelle Ausgabe der New York Times zu kaufen. Wenn man sich einmal im Leben namentlich in der New York Times finden sollte, war der Tag gekommen. Bei mir Platz 27.800, vollkommen egal, Hauptsache dabei gewesen! Die Zeiten zeigen aber auch wie entspannt wir diesen Lauf vom Tempo her angegangen waren und das war auch genau richtig! Einen solchen Lauf muß man einfach nur genießen!

Die Fahrt zum Flughafen stellte sich leider noch als etwas problematisch heraus. Aufgrund leichter Fehlorganisation suchten wir beim Einsammeln der einzelnen Personen bei ihren Hotels nach verschwundenen Gästen. Dadurch kamen wir nicht die geplanten 3 Stunden vor Abflug am Flughafen an. Das Einchecken lief langsam und das Personal schien die dramatische zeitliche Lage nicht nachvollziehen zu können. Wären wir anschließend nicht durch Nachfragen und großes Glück früher durch die Sicherheitskontrolle gekommen, hätten wir unseren Flieger wohl verpasst. Trotz weiterer ärgerlicher Verzögerung durch eine im Handgepäck vergessene Wasserflasche, schafften wir es rechtzeitig zu unserem Flieger. Mit dann 45 Minuten Verspätung starteten wir Richtung Heimat.

Was kommt...?

Mit leichter Verspätung setzte unser Flieger am Dienstag Morgen (Ortszeit) in Hamburg auf. Eine einwöchige Reise voller wunderbarer Momente und Erinnerungen ging langsam zuende. Die bei Buchung der Reise geplante Verlängerung, so waren wir uns einig, war nicht notwendig. Wir hatten trotz der Zeitbegrenzung ziemlich viel von New York mitbekommen und waren glücklich, daß wir die 2 Tage vor dem Lauf dazu genutzt hatten. Möchte man New York und das Leben dort mehr kennenlernen, sollte man sich zwingend nur dafür die Zeit nehmen. Den Mix hatten wir aber ideal bewältigt.

Am Flughafen wurden wir von Teilen unserer Familien empfangen und abgeholt. Es würde viel zu erzählen geben, soviel stand fest. Zudem sollten die Bilder und Videos nicht nur uns als Erinnerungsstück dienen, sondern auch Freunden, Verwandten und Interessierten einen Teil dieser Reise vermitteln.

Wie geht es nun weiter?! Für mich heißt es jetzt zunächst eine Trainingspause einzulegen, da der Winter in Süddeutschland in den nächsten Wochen das Training erschweren, wenn nicht sogar verhindern wird. Aber klar, ich möchte weiterhin Marathon laufen. New York war eine einmalige Angelegenheit, dessen bin ich mir bewusst. Es gibt jedoch weitere tolle Läufe, die ich in Zukunft bestreiten möchte. Zunächst aber in Deutschland: ich träume von Hamburg, 2007. Eventuell wird aber zunächst der Bremen Marathon folgen.

Zusammenfassend bleibt, wie ich hoffentlich schon in meinem Bericht vermitteln konnte, zu sagen, daß die ganze Reise und vor allem der Marathonlauf durch die Straßen von New York ein Erlebnis darstellt, das jegliche Höhepunktgrenzen emotional zu überwinden schaffte. Es wird einen eigenen Erinnerungsbereich bekommen und ich werde in Jahren und Jahrzehnten noch davon erzählen (können). Jede und jeder, die/der diesen Lauf mitgemacht hat, wird die Gefühle und Ereignisse vielleicht sicher nachvollziehen können. Allen die noch in New York laufen möchten, konnte ich hoffentlich einen guten und hilfreichen Eindruck vermitteln, der die "Ängste" vor dem Lauf nimmt und stattdessen die Vorfreude zu steigern schafft. Allen zukünftigen Läufern wünsche ich viel Spaß, Emotionen und Erfolg beim New York City Marathon!

Good Luck und genießt es einfach!!!

Christoph Lehner, November/Dezember 2006

Kommentarfunktion deaktiviert

  1. Kommentar von Arne am 29. April 2011 um 14:24

    Hallo,

    hab heute morgen meine Startnummern-Bestätigung für den lauf 2011 bekommen und google daher etwas durchs Netz.
    Super Bericht von Dir, hat meine Vorfreude noch einmal gesteigert!!!
    Gruß
    Arne

  2. Kommentar von Petra am 22. Juli 2011 um 19:22

    geht mir so wie arne, bin auch schon etwas aufgeregt, denn ich werde auch am nyc marathon 2011 mitlaufen! danke fuer deinen bericht! das hast du sehr schoen geschrieben. habe schon 2 mal den nyc marathon zugeschaut und kenne die stimmung als zuschauerin. ist der hammer! mit lieben gruessen aus der schweiz
    petra

  3. Kommentar von Bärbel Brandt am 07. August 2011 um 19:47

    In diesem Jahr werde ich mir einen Traum erfüllen und am NY Marathon teilnehmen. Vielen Dank für diesen interessanten Bericht, meine Emotionen kochen hoch und ich freue mich schon riesig darauf, dieses einmalige Event zu erleben!!

  4. Kommentar von Karin Waibel am 08. August 2011 um 19:23

    Halle Christoph,

    danke für den ausführlichen Bericht, da bekommt man Gänsehaut Ich bin vor zwei Wochen meinen ersten Marathon gelaufen u. nehme dieses Jahr in NY teil. Meine größte „Sorge“ ist wo man denn unterwegs mal auf die Toilette gehen kann, hast du Erfahrung damit?

    Gruß Karin

  5. Kommentar von Christoph am 09. August 2011 um 08:30

    Hallo Karin,

    danke für dein Feedback zu meinem Bericht :-)
    Zu Deiner Frage: auf der gesamten Marathonstrecke (ab der 3. Meile) stehen bei jeder Meile mobile Toiletten, die sichtbar markiert sein sollen. Außerdem gibt es dort Getränkestationen (stilles Wasser oder Lemon-lime Gatorade) sowie ärztliche Betreuungsstationen. Letztere brauchst du hoffentlich nicht! Bei Meile 17 gibt es zudem eine Schwammstation (mit Wasser voll gesaugte Schwämme).
    Dau brauchst Dir also keine Sorgen machen. Nur um die weitere Energiezufuhr (z.B. Bananen etc. solltest du dich selbst kümmern!)

    Weitere Infos findest du hier: http://www.nycmarathon.org/entrantinfo/de.htm

    Viel Erfolg und genieß es!!

  6. Kommentar von Andre Schomaker am 05. September 2011 um 19:01

    Hallo Christoph,
    danke für deinen überwältigenden Bericht! In acht Wochen ist es soweit – dann findet mein erster Marathon statt: in NY! Bin so gespannt und jetzt noch aufgeregter, positiv geladener… Danke!!!

  7. Kommentar von Christoph am 10. September 2011 um 17:28

    Hallo Andre,

    danke für dein Feedback!! :-)
    Viel Erfolg, einen grandiosen Lauf und GENIEß ES!!!!

  8. Kommentar von Hans Josef am 24. September 2011 um 18:46

    Hallo Christoph,
    vielen Dank für Deinen aufregenden Bericht. Er macht Mut und Gänsehaut.
    Hast Du einen Tipp wo sich Freunde positionieren sollen um gut anfeuern zu können?
    Gruß
    Hans Josef

  9. Kommentar von Christoph am 27. September 2011 um 09:18

    Hallo Hans Josef,

    generell stehen die gesamte Strecke (mit Ausnahme der ersten Brücke) Zuschauer eigentlich überall. Es gibt dann halt bestimmte Stellen, wo das Zuschaueraufkommen sehr hoch ist, zum Beispiel nach der Queensboro Bridge (sieht man auch hier im Video ganz gut), die mit einer Haarnadelkurve endet und auf die lange First Avenue (Manhattan) führt. Dort ist es sicherlich schwieriger, die Freunde an der Strecke zu orten. Dann lieber 1-2 km weiter…
    Aber letztlich kommt es denke ich nur darauf an, dass ihr vorher mehrere feste Streckenpositionen vereinbart (und am besten die Seite), wo jemand auf dich wartet. Und dann sollte das auch klappen :-)

    Drücke auf jeden Fall die Daumen!!! Genieß es!!

  10. Kommentar von Schmidt Carsten am 27. September 2011 um 21:48

    … war heute beim Infoabend in Duisburg bei Jörg Bunert – Für mich hat jetzt der Marathon angefangen. Suche weitere Tipps für den „geilsten Tag der Welt“ …

  11. Kommentar von Tom am 22. Oktober 2011 um 09:51

    Hallo Christoph!
    Danke für deinen tollen Bericht, motiviert ungemein :-)
    Wo/wie hast du dir dein Lauf-Shirt mit Namen erstellt?
    Tom

  12. Kommentar von Christoph am 18. Dezember 2011 um 11:27

    Hallo Tom,

    danke für dein Feedback zum Bericht! :-)

    Das Laufshirt habe ich damals selbst für unsere Gruppe gestaltet und wir haben es dann über einen T-Shirt Druck anfertigen lassen. Dort haben wir auch die Leibchen ausgesucht, da wir unbedingt nur ein Shirt ohne Ärmel haben wollten. Auf jeden Fall war es das T-Shirt ohne Frage wert und ist bis heute als Erinnerung erhalten.

  13. Kommentar von Frank am 07. Januar 2012 um 15:25

    Hallo, hoffe 2012 starten zu können (hoffe auf eine Startnumm,er. Eine frage , die Fachzeitschrift Runner´s World schreibt in ihrem „Zeugnis“ zum NYC Marathon eigentlich nur gutes , minus gibt es aber wegen dem Gedränge, der wenigen Verpflegung und der langen Gehwege. Was sagst du dazu, wie war dein eindruck?

  14. Kommentar von Brigitte am 09. Januar 2012 um 13:33

    Hallo Christoph,
    ich bin im vergangenen November mit einer Gruppe in NY gelaufen. All die Emotionen und die Begeisterung habe ich auch erleben dürfen. Seitdem empfehle ich allen Marathonläufern einmal in ihrer „Laufkarriere“ in NY zu starten. Das war der emotionalste, schönste, interessantes und erlebnisreichste Lauf meines Lebens!
    War ein toller Bericht von dir.

  15. Kommentar von Gérard am 06. März 2012 um 16:41

    Danke für Deine tolle Seite. Sie hat mich/uns so motiviert, dass wir uns angemeldet haben. Nun fiebern wir dem NYCM entgegen und gehen immer wieder auf Deine CountdownUhr (wie hast Du diese hingebastelt; das interessiert mich SEHR.
    Viele Grüße von der Waterkant.

  16. Kommentar von Michel am 12. März 2012 um 12:44

    hallo christoph,

    beim lesen deines berichts hatte ich so oft gänsehaut wie in den letzten 10 wochen nicht.

    ich werde am nyc marathon in diesem jahr teilnehmen. bereits vor 3 jahren habe ich – und damals noch ohne große laufambitionen – mir diesen marathon als meinen ERSTEN ausgewählt. mitte februar hab ich dann die buchungen gemacht und mich zum „ING NYC Marathon 2012“ angemeldet.

    es vergeht kein tag an dem ich nicht an diesen lauf denke und in jedem trainingskilometer schweifen meine gedanken mindestens ein mal an den lauf in nex york ab.

    dein (lauf-)bericht hat meine vorfreude nochmals verstärkt!!

    danke und viele grüsse, michel

  17. Kommentar von Christian am 05. April 2012 um 05:54

    Hey, habe mich über die Qualizeit angemeldet, und auch 2 Tage später das OK bekommen, jetzt bin ich am stöbern und finde deinen Bericht echt toll:)

  18. Kommentar von Philipp am 14. Februar 2013 um 20:42

    Hi Christoph,
    erstmal Respekt vor Deiner Zeit beim 1. Lauf. Mein erster Marathon auf der „leichten“ Strecke in Berlin war ähnlich, nur ohne das gemütliche Filmen und Knipsen.
    Die Emotionen, die das Laufen bietet, sind der Wahnsinn – so echt und intensiv. In den Trainings und Wettkämpfen hole ich die Bilder und Gefühle immer in den Kopf. In New York bin ich zwei mal gewesen und habe durch Deinen Bericht wieder ein paar mehr Verknüpfungen fürs „Visionieren“. Start ist am 3.11.13.

    Vielen Dank für Dein Tagebuch, ich hoffe, Du läufst immer noch glücklich vor Dich hin!

    Runner´s Hi ;-)
    Philipp

  19. Kommentar von Daniel am 19. September 2013 um 10:46

    Hey , toller Bericht !!
    In 6 Wochen gehts für mich nach New York :-)
    Dein Bericht hat meine Motivation und meiner Vorfreude gestärkt …
    Danke …
    Grüsse Daniel

  20. Kommentar von Frank am 27. April 2014 um 20:09

    Dieses Jahr werde ich am Start sein, freue mich schon riesig darauf! Gibt es eine Möglichkeit, an die Druckvorlage des Shirts zu kommen? Das Layout gefällt mir sehr gut. Danke und schöne Grüße.

  21. Kommentar von Sabine Reimer am 23. Oktober 2017 um 09:31

    Danke für Deinen tollen und ausführlichen Bericht. Die Tips nehme ich gerne mit.Ich habe eine Startnummer bei der Verlosung gewonnen und freue mich auf den Marathon in 13 Tagen.


btnContact